Nachdem die andere Option nicht geklappt hat, gab es trotzdem kurzfristig eine andere Auswahlmöglichkeit und dazu noch eine sehr schöne: Kabale und Liebe beim Sommertheater im Skulpturengarten. Das ist halt der Vorteil an Leipzig. Da ist immer irgendwo irgendwas los und es gibt auch immer wieder echte Perlen zu erleben.
Ich bin mal ehrlich. Gelesen habe ich Schiller und Goethe nur, wenn es sich gar überhaupt nicht mehr vermeiden lies. Also gezwungenermaßen in der Schule. Und es hat mir auch keinerlei Spaß gemacht, irgendwie ist die Sprache anstrengend zu lesen. Zudem ist sind auch meist Themen, die mich einfach nicht ansprechen. Auch wenn es vielleicht ganz toll und deep ist. So gab es Freitag beim Sommertheater halt die Möglichkeit „den Film zu sehen“, das aber in live gespielt, also ein paar anspruchsvolle Kulturpunkte auf dem Unterhaltungskonto.
Kabale und Liebe
Das Theaterpack hat sich also angeschickt, mir ein Stück eines mir nicht so beliebten Autors näher zu bringen. Und das auch noch gleich um die Ecke in Gohlis. Was soll ich also machen? Ganz klar, hingehen. Wetter war ja perfekt und auch das Budde-Haus ist immer einen Besuch wert, zumal der Biergarten jetzt wieder geöffnet hat – aber leider nicht mehr die coolen Leute vom Biergarten mit Ginkobaum. Egal, Kultur war ja angesagt.
Also Kabale und Liebe. In einer wirklich interessanten Interpretation. Der Text im Vergleich zur literarischen Vorlage gekürzt, aber doch auf das Wichtige und Richtige konzentriert. Der eigentliche Clou war aber – ähnlich wie beim Zauberer von Oz – das das Ensemble überschaubar groß war. Zwei Darsteller haben so im Laufe des Stückes alle zehn Rollen übernommen. Mal mit Hut und mal ganz subtil mit freier Schulter. Warum? Das war dann das Metastück drumrum, denn das eigentliche Theaterensemble hat es nicht mehr geschafft. Beleuchter und Souffleuse sind also schnell eingesprungen, um den Abend zu retten. Klar, ich hab ja auch für die Tickets bezahlt.
Ein wirklich schön gemachtes, reduziertes aber nicht schlichtes Stück ist es geworden. Schwierigkeit zu folgen, wer denn gerade auf der Bühne zu sehen ist, gab es zu keinem Zeitpunkt. So konnte ich mich wirklich mal mit dem Stück auseinandersetzen. OK, das Kernthema wurde in verschiedensten Varianten unzählige Male verwandt und bleibt im Kern ein Liebesdrama. Ja, vor dem geschichtlichen Hintergrund finden sich ganz klar viele tolle Interpretationsansätze, aber ich sehe es nun mal im Jahr 2019. Und so war es nicht die Zeit, Sturm und Drang und aufstrebendes Bürgertum, sondern die Darstellung der Rollen, die mich fasziniert haben.
Die Dialoge – auch wenn die Sprache nicht ganz zeitgemäß – sind nachvollziehbar. Die Gefühlswelt der verschiedenen Rollen und ihre Motive und Handlungen waren dargestellt. Es war generell eine sehr kurzweilige und unterhaltsame Angelegenheit.
Budde-Haus und Skulpturengarten
Der Skulpturengarten selber ist ja im Prinzip das ganze Jahr offen, aber wirklich sehenswert wird das ganze erst bei Events. Sei es wie hier bei Kabale und Liebe zum Sommertheater, aber auch zur langen Nacht der Kunst. Und unbedingt den Tag des offenen Denkmals nutzen und das Haus von innen Anschauen. Hier prallen Geschmacksverirrungen aus verschiedenen Epochen zusammen. Das muss man mal gesehen haben …
Fazit
Die wesentliche Dinge sind eigentlich oben bereits gesagt. Eine gelungene Adaption eines Stückes, dass trotz Alters nicht komplett aus der Mode gefallen ist. Wirklich sympathische Darsteller. Wenn auch bei Theater eigentlich selbstverständlich, ich bin immer wieder beeindruckt, so viel Text auswendig zu können. Und dann auch noch für so viele Rollen. Ich habe seinerzeit ja nicht mal den Osterspaziergang auf die Reihe bekommen. Geschweige denn den Spaziergang im Ansatz. Wohl auch ein Grund, warum nie mehr Interesse an den großen deutschen Dichtern gewachsen ist …
Aber in dieser Darreichungsform immer wieder gerne. Glücklicherweise hat die Zeit des Sommertheaters in Leipzig ja erst begonnen. Dieses Jahr sind also noch eine Menge Stücke auf der Liste. Das sollte auch machbar sein.
Und der Vollständigkeit halber noch mal in offiziell:
Kein Schema gefunden.
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